Meppens Geschichte(n) – neu erzählt
Im Stadtmuseum Meppen wird in einer modernen Präsentation ein frischer Blick auf die lange, wechselvolle Historie der Stadt Meppen geworfen und in acht Themeninseln effektvoll beleuchtet. Eindrucksvolle Inszenierungen, interaktive Elemente, Spiele und Mitmachstationen laden zu einem unterhaltsamen Rundgang durch die Meppener Ortsgeschichte ein.
Aus bescheidenen dörflichen Anfängen entwickelt sich Meppen durch die Jahrhunderte zum „Hauptort“, war zeitweise Residenz und ist heute Kreisstadt. 1360 gilt als Gründungsjahr – damals erhielt Meppen die vollen Stadtrechte und die Erlaubnis, den Ort mit Wall und Graben zu befestigen. Parallel dazu bildeten sich eine stolze und wirtschaftsstarke Bürgerschaft sowie ein mächtiger Magistrat heraus. Das prachtvolle Rathaus legt davon noch heute Zeugnis ab. Gehörte Meppen gar der Hanse an? Dieser Frage wird im Museum nachgegangen.
© Stefan Schröder - public joyMeppen ist von Wasser umgeben. Flüsse, Kanäle, Brücken und Schleusen prägen das Bild. Die Wasserstraßen machten Meppen im Spätmittelalter zu einem wichtigen Hafen- und Handelsort. Gewerbe und Industrie suchten die Nähe zu den Anlegeplätzen, verschiedenste Güter wurden und werden hier umgeschlagen. Von Bedeutung war in den 1890er Jahren der Bau des Dortmund-Ems-Kanals, der in Meppen in die Ems mündet. Die Wasserfülle bedeutete nicht nur Segen sondern auch Gefahr. Meppen hatte verheerende Hochwasserkatastrophen zu erleiden, die letzte „große“ im Jahr 1946. Die wechselseitige, nicht immer konfliktfreie Beziehung zwischen Stadt und Fluss wird im Museum mit spannenden Exponaten und maßstabsgetreuen Modellen veranschaulicht.
Meppen war einst Festungsstadt. Das ist noch heute im Stadtbild erkennbar. Kenntnis über die ehemalige, typisch frühneuzeitliche Festungsanlage geben Karten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Auf ihrer Grundlage entstand das eindrucksvolle Festungsmodell, das im Stadtmuseum zu bewundern ist. Historische Waffen und archäologische Funde aus dem Festungsbereich zeichnen ein differenziertes Bild vom frühneuzeitlichen Leben der Menschen im Schatten der Festungsanlage – aber auch von den kriegerischen Konflikten, die, insbesondere im 30-jährigen Krieg, in Meppen ausgetragen wurden.
Im Jahr 1877 nahm der Stahlindustrielle Alfred Krupp in Meppen einen „Schießplatz“ in Betrieb, auf dem Großgeschütze getestet werden sollten. Schon zwei Jahre später machte das „Völkerschießen von Meppen“ international Schlagzeilen. Regenten aus allen Teilen der Welt reisten nach Meppen, um sich hier die neueste Kriegstechnik vorführen zu lassen. 1957 richtete die Bundeswehr auf dem Schießplatz die „Erprobungsstelle für Waffen und Munition“ ein. Die Prüfung der technischen Ausrüstung sowie die Entwicklung von Schutzbekleidung z. B. gegen Minen wurden wichtige Aufgaben der „Wehrtechnischen Dienststelle“, die lange der größte Arbeitgeber in der Region war.
© Schöning FotodesignIm Mittelalter prägte der römisch-katholische Glauben das weltliche und geistliche Leben in der Stadt. Bis Anfang der 1540er Jahre der damalige Fürstbischof Franz von Waldeck die Reformation im Niederstift Münster einführte. Im beginnenden 17. Jahrhundert drehte der katholisch gesinnte Regent Ferdinand von Bayern die Uhr zurück. Er sandte Brüder des Jesuitenordens an die Ems, um die „Gegenreformation“ durchzusetzen. Meppen wurde wieder katholisch. In den Jahrhunderten darauf wurde das religiöse Leben vielfältiger. Heute existieren in Meppen unterschiedlichste Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander – ihre Geschichten werden mit zum Teil spektakulären Exponaten im Museum dargestellt.
Das Emsland war in der Vergangenheit eine unterentwickelte, abgelegene Grenzregion und galt als das „Armenhaus“ Deutschlands. Ab etwa 1650 bis ins beginnende 20. Jahrhundert hinein verließen daher die sogenannten „Hollandgänger“ die Region, um als Saisonarbeiter in den Niederlanden zu arbeiten. Andere wanderten ganz aus, viele von ihnen nach Amerika, wo sie sich ein besseres Leben versprachen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen viele Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten ins Emsland. In den 1990er Jahren ließen sich hier viele „Russlanddeutsche“ und Aussiedler aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion nieder. Jüngst sind geflüchtete Menschen aus unterschiedlichen Ländern nach Meppen gekommen. Migration – ein „Normalfall“ für Stadtgesellschaften. Im Museum kommen Zeitzeugen, die „ihre“ Meppener Migrationsgeschichten erzählen, zu Wort.
© Schöning FotodesignIn Meppen wohnten früher viele Menschen, die, meist vor den Stadttoren, Landwirtschaft betrieben – „Ackerbürger“. Vor den Häusern dampfte der Misthaufen, man hielt Vieh und mancher hatte in oder vor der Stadt einen Garten oder ein Feldstück, das er bestellte. Den anderen Teil der Meppener Stadtbewohner machten Handwerker aus, die seit dem Spätmittelalter in Gilden und Zünften organisiert waren. Im Zuge der Industrialisierung veränderte sich vieles: Fabriken entstanden, die Infrastruktur wurde ausgebaut. Meppen wuchs, das Stadtbild veränderte sich, die Moderne hielt Einzug. Die sich im Laufe der Jahrhunderte stetig wandelnden Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen der Menschen werden im Museum erlebbar.